Anrufung des Grossen Bären

für Sopran, Flöte und Klavier nach Gedichten von Ingeborg Bachmann

  1. Larghetto
  2. Alla danza
  3. Largo

Auslöser, den Zyklus „Anrufung des Grossen Bären“ zu schreiben, war ein Kompositionsauftrag des AMALTEA Ensembles vom Jahre 2003 und auch meine enge Beziehung zur Poesie Ingeborg Bachmanns. Aus ihrem Schaffen habe ich 2 Gedichte ausgewählt – „Reklame“ und „Anrufung des Grossen Bären“.

„Reklame“ ist eine höchst originelles Werk der Dichterin, das meisterhaft zwei gegensätzliche Ebenen verschmelzt – die meditative, die letzten Dinge des Menschen betrifft, und die triviale der Werbung. Dieses Gedicht vertone ich im Zyklus zweimal: im ersten Satz in seiner ursprünglichen Gestalt (der Sopran übernimmt die Rolle der meditativen Botschaft, die Flöte, indem die Flötistin den Text ins Instrument hinein deklamiert, die Rolle der Werbung); im dritten Satz vertone ich das Gedicht erneut, aber gereinigt von der trivialen Ebene, fokussiert auf seine ernsthafte, tief menschliche Aussage.

„Anrufung des Grossen Bären“ ist nicht weniger originell als „Reklame“, das Gedicht spielt auch mit zwei Inhaltsebenen – auf der einen Seite spricht der Mensch vom Grossen Bären (dem Gestirn, aber auch als dem Symbol des Bösen, der Bedrohung), auf der anderen Seite äussert sich der Bär über den Menschen und seine Welt. Das Gedicht steht in der Mitte des Zyklus´ – in meiner Vertonung hat es die Funktion des Kontrasts, einer Explosion und Parodie, ist ein Drama gegenüber der Lyrik der Randsätze.

Iris Szeghy