Streichtrio „Goldberg“

  1. Introduzione. Cadenza I
  2. Arietta. Cadenza II
  3. Agitato. Cadenza III
  4. Variazioni. Coda

Das Streichtrio „Goldberg“ habe ich auf Anregung des Goldberg Trio Lucerne geschrieben – es ist ein Auftrag des Goldberg Trio Lucerne mit Unterstützung von mehreren Stiftungen (Nicati de Luz, Pro Helvetia u.a.). Das Werk ist meiner Mutter gewidmet und wurde am Lucerne Festival 2008 uraufgeführt.

Beim Komponieren des Stücks habe ich mich durch einige Aspekte von Bachs Goldberg-Variationen inspirieren lassen: im 4. Satz greife ich auf die Variationenform zurück, in der Motivik arbeite ich u. a. mit der Basslinie von Bachs „Aria“, dem eigentlichen Thema seiner Variationen; am Anfang des 4. Satzes habe ich ein verfremdetes Zitat der „Aria“ eingebaut; die melodischen Linien habe ich in barocker Manier melismatisch gestaltet und gewisse virtuose Passagen mögen in ihrer Motorik an Bach erinnern. Die subtilen Bach- und Barock-Inspirationen verschmelzen in meinem Werk mit meiner eigenen Musiksprache, Musikpoetik und Werkstruktur. Mein Streichtrio wird charakterisiert etwa durch die Bedeutung der Klangfarbe und des Klangkontrasts in der Struktur, durch die Vorliebe für feine Nuancen und Stimmungen, durch Mikrointervalle und durch die Gegenüberstellung und Verbindung des Unterschiedlichen in vielerlei Hinsicht – auf der Makro- wie auf der Mikroebene.

Im Bau des Werkes habe ich mich für einen Zyklus entschieden, dessen Sätze „attacca“ zu spielen sind. Einzelne „chorische“ Sätze werden durch drei Solo-Kadenzen, quasi Rezitative, verbunden – ganz ungewöhnlich in der Kammermusik, was mir besonders reizend erschien. Die Kadenzen sind untereinander motivisch verknüpft, gleichzeitig reagieren sie auf das vorher Erklungene und antizipieren das Folgende. Sie sind eines der verbindenden Elemente im Stück, zugleich kleine Inseln des Verweilens, des Reflektierens. Das Werk beschliesst eine längere Coda, in der einige Motive aus dem Werk verarbeitet sind.

Iris Szeghy