Hommage à Rodin

Begegnung mit drei Statuen des Meisters für Violine und Klavier

  1. L´Age d`airain (Das eherne Zeitalter)
  2. Le Penseur (Der Denker)
  3. Balzac

„Hommage à Rodin“, Begegnung mit drei Statuen des Meisters, habe ich im Jahr 1982 geschrieben. Damals hat mich das Werk Rodins, seine Symbolik, seine Kraft der Imagination und des Ausdrucks stark angesprochen.

Zwischen den drei von mir ausgewählten Statuen entsteht in ihrer linearen Abfolge eine Entwicklungslinie. „Das eherne Zeitalter“, die mit einem erwachenden Jungen dargestellt wird, repräsentiert die frühe Zeit der Menschheit, den Weg aus der Dunkelheit zum Licht; „Der Denker“, vielleicht Rodins berühmteste Skulptur, symbolisiert dagegen die Zeit der Reife, die Zeit der Selbst- und Weltreflexion, des Zweifels und der Sinn-Suche; und schliesslich das Spätwerk „Balzac“, eine für die damalige Zeit kühne Darstellung des Schriftstellers, verkörpert die Kraft des menschlichen schöpferischen Geistes. Wenn wir einen Sinn suchen, ist er wahrscheinlich nur in dieser Kraft zu finden, in der Fähigkeit des Menschen, sich selbst und die Welt zu verändern.

Musikalisch ist diese Idee im Dialog von Violine und Klavier dargestellt, wobei die Violine den Menschen, das Klavier seine Umgebung, die materielle Welt symbolisiert. Deswegen liegt ein so starkes Gewicht auf dem Klavier im „Ehernen Zeitalter“ und auf der Violine im „Denker“ – ein echtes Gleichgewicht, einen simultanen Dialog erreichen die beiden Instrumente erst in „Balzac“. Das Pathos, die Stärke der Emotion und der Gesten, die für Rodin so typisch sind, prägen auch die musikalischen Mittel, die ich in meinem Zyklus verwendet habe.

Iris Szeghy